
Zyklische Umsetzung in Design-Based Research
Die Iterativität ist ein zentrales Merkmal von Design-Based Research. Sie macht deutlich, dass Forschung und Praxisentwicklung nicht linear verlaufen, sondern sich gegenseitig beeinflussen. Lernumgebungen werden gemeinsam mit Praxisakteur:innen gestaltet, erprobt, analysiert und weiterentwickelt und manchmal auch verworfen. Ziel ist es, praktische Verbesserungen und theoretische Erkenntnisse in einem kontinuierlichen Wechselspiel zu erzeugen.
Das Modell von McKenney & Reeves (2012)
Das „Generic model for conducting design research in education“ (McKenney & Reeves 2012) bietet einen klaren Rahmen für diese Iterativität. Es wurde aus zahlreichen Studien abgeleitet und eignet sich als Struktur für nahezu jedes DBR-Projekt.
Das Modell umfasst drei Hauptphasen:
- Analysis and Exploration
- Design and Construction
- Evaluation and Reflection
Diese Phasen laufen nicht linear, sondern zyklisch und miteinander verschränkt ab. Erkenntnisse aus einer Phase wirken auf die anderen zurück, z. B. wenn Evaluationsergebnisse eine erneute Analyse erfordern oder zu neuen Designfragen führen.
Wichtig ist dabei:
Ein „Meso-Zyklus“ umfasst immer alle drei Phasen. Die Iteration bezieht sich also nicht nur auf Erprobungen im Praxisfeld, sondern auf den gesamten Entwicklungs- und Forschungsprozess.
Was passiert in den drei Phasen?
1. Analysis and Exploration
• Identifikation und Analyse des Problemfelds
• Untersuchung bestehender Praxis
• Sichtung relevanter theoretischer Grundlagen
• Spezifizierung der Zielvorstellungen
• Sensibilität für das individuelle Setting
→ Ergebnis: ein vertieftes Problemverständnis und erste Ideen für mögliche Designs.
2. Design and Construction
• Entwicklung eines ersten Prototyps
• Ausarbeitung der Designentscheidungen auf theoretischer Basis
• Vorbereitung der Umsetzung im Praxisfeld
→ Ergebnis: ein konkretes Lehr-Lernarrangement als praktisches Designprodukt.
3. Evaluation and Reflection
• Empirische Erprobung des Prototyps
• Prüfung von Stimmigkeit, Umsetzbarkeit, Wirksamkeit und Nachhaltigkeit
• Reflexion theoretischer Grundlagen und empirischer Ergebnisse
→ Ergebnis: Erkenntnisse zur Verbesserung des Designs und Weiterentwicklung der Theorie.
Zyklen in der Praxis
Das „Generic model for conducting design research in education“ Je nach Projekt können Zyklen:
- aufeinander aufbauen,
- voneinander abweichen,
- parallel verlaufen (z. B. in mehreren Klassen),
- oder zeitversetzt stattfinden.
Für Forschende bedeutet das Flexibilität, aber auch hohe methodische Sorgfalt:
Jede Iteration muss dokumentiert, analysiert und theoretisch rückgebunden werden.
Für die Zusammenarbeit mit Lehrkräften und anderen Praxispartner:innen ist besonders wichtig:
Designs sind keine fertigen Lösungen, sondern Entwürfe im Prozess, die gemeinsam weiterentwickelt werden.
